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Fahrradtransport – allgegenwärtig in Tansania
Fahrradtransport – allgegenwärtig in Tansania

Tansania – Traumland in Ostafrika

Text und Fotos: Carsten Lüsse,  Reisezeit:  Februar / März 2016 | Erschienen im Trotter 188

Carsten und Elke Lüsse waren ein dreiviertel Jahr (September 2015 bis Mai 2016) mit ihrem Toyota Landcruiser HZJ 78 im südlichen und südöstlichen Afrika unterwegs. Ihre Reise begann und endete in Kapstadt. Südafrika, Namibia, Botswana, Simbabwe, Sambia und Tansania haben sie auf ihrer Tour bereist. Im vorliegenden Reisebericht schildern sie ihre Eindrücke in Tansania.  

Die Grenzstadt Nakonde ist erreicht. Die letzten circa 1.000 Kilometer durch Sambia waren anstrengend. Mal sehen was uns heute beim Grenzübertritt nach Tansania erwartet, denn Nakonde gilt als der meist frequentierte Übergang in ganz Afrika. Das sehen wir hier nun bestätigt! Wir wühlen uns durch Massen von Fußgängern, Pkw und Lkw. Und kaum halten wir, werden wir umringt von Händlern, die uns von Lebensmitteln bis Versicherungen wirklich alles Erdenkliche verkaufen wollen. Was für ein Chaos!

Also machen wir uns auf die Suche, die Ausreiseformalitäten aus Sambia zu erledigen. Keine halbe Stunde später sind wir offiziell ausgereist. Nun folgt die Einreise, auf der tansanischen Seite. Wir versuchen die einzelnen Schalter für Passkontrolle, Visa, und so weiter zu finden, aber weit gefehlt!  Das heillose Durcheinander von nicht beschrifteten Grenzgebäuden, lässt uns ganz schnell zu dem Schluss kommen, dass wir das erste Mal nach so vielen Grenzübertritten in Afrika ohne einen Guide nicht weiterkommen werden.

Es ist kein Problem einen Guide finden, denn wir werden gefunden. Schnell sind zehn US-Dollar ausgehandelt und es kann losgehen. Nach gut fünf Stunden, an denen unsere Dokumente immer wieder überprüft und abgestempelt werden, vielleicht auch mal durch Bakschisch der Ablauf beschleunigt wird, diverse Gebühren bezahlt werden, ist die Prozedur erledigt. Beim Abgeben des Laufzettels an der letzten Kontrolle werden wir mit einem herzlichen »Jambo« empfangen und sind froh, den Grenzübergang hinter uns zu lassen. Unsere Reise durch Tansania kann nun beginnen.

Auf dem Weg nach Daressalam

Straßenmarkt in Tansania
Straßenmarkt in Tansania

Etwas Landeskunde: Der Name Tansania ist erst aus dem Zusammenschluss der Festlandsregion Tanganjika und der vor der Ostküste liegenden Insel Sansibar entstanden, die eine völlig andere Geschichte und Kultur hat.

Unser Weg führt uns zuerst einmal in Richtung Nord-Ost, über Mbeya und Iringa, in die größte Stadt des Landes, nach Daressalam. Auf dem Weg, kurz vor dem Mikumi National Park, liegt die bei Travellern recht bekannte und empfehlenswerte Tan-Swiss Lodge, zur der auch ein Campground gehört. Betrieben wird die Lodge von einem Schweizer der mit einer Tansanierin verheiratet ist. Den Abend verbringen wir auf der Terrasse der Lodge – und kein Scherz, wir bestellen Schweizer Spezialitäten wie Rösti und dazu ein kaltes Bier.

Am nächsten Morgen gesellt sich Josef, der Besitzer der Lodge, zu uns und wir frühstücken gemeinsam. Interessiert lauschen wir seinen Erfahrungen, die er in so vielen Jahren Tansania gesammelt hat und er genießt die Zeit mit uns, denn offensichtlich hat nicht so oft die Gelegenheit Deutsch zu sprechen.

Schließlich erreichen wir Daressalam am indischen Ozean, die ehemalige Hauptstadt ist mit circa fünfeinhalb Millionen Einwohnern die größte Stadt und das kulturelle sowie wirtschaftliche Zentrum Tansanias. Auffällig ist das bunte und friedliche Miteinander von Kulturen und Religionen. Wir nutzen wie so oft die Möglichkeit der hervorragenden Infrastruktur der großen afrikanischen Metropolen, um mal wieder unsere zur Neige gehenden Grundvorräte aufzufüllen. Durch den ziemlich chaotischen Verkehr, ständig wird man von Mototaxis (Tuk-Tuks) und Mopeds links und rechts überholt, geht es für uns zum Fährterminal Kigamboni, von wo aus wir mit der Fähre über die durch eine Meerenge geteilte Stadt zu den Südstränden gelangen. Wir finden einen herrlichen Campingplatz mit Stellplatz direkt am Wasser, der für die nächsten Tage unser zu Hause sein wird. 

Auch hier stehen wir wieder alleine, keine weiteren Touristen. Seitdem wir vor ein paar Wochen Botswana verlassen haben, treffen wir keine Individualreisenden mehr. Wir genießen die erholsamen Stunden mit Lesen und Schwimmen im herrlich warmen Indischen Ozean und so verrinnt die Zeit wie im Fluge.

Urlaub vom Urlaub

Ausruhen am Indischen Ozean
Ausruhen am Indischen Ozean

Wir verlassen Daressalam und wollen uns circa 150 Kilometer weiter nördlich in der Region Pangani an der Küste niederlassen. Sozusagen Urlaub vom Reisen! Wir merken, dass nach den vielen tausenden von Kilometern in den letzten Wochen und Monaten, unsere Akkus ziemlich leer sind und freuen uns auf weitere erholsame Tage mit Nichtstun und Relaxen, an den Traumstränden Tansanias. Um die Anfahrt zu verkürzen, sprich einen Umweg zu vermeiden, gibt es eine kleine Verbindungsstraße die von der Hauptstraße direkt abzweigt. Aber wie so oft ist der kürzeste, nicht der schnellste Weg. So fahren wir stundenlang über eine, durch Regen völlig ausgewaschene Piste, die gespickt ist mit großen und scharfen Steinen. Wieder einmal müssen wir den Luftdruck in den Reifen absenken um keinen Platten zu riskieren und um eventuelle Beschädigungen am Landcruiser zu vermeiden. Schließlich aber kommen wir an der Küste an, wenn auch etwas genervt. Wir befolgen den Tipp den wir bekommen haben und checken schließlich im Peponi Beach Resort and Camp in Tanga ein.

Ein so schönes Fleckchen Erde mit so freundlichen Leuten haben wir selten gesehen. Wir genießen die Ruhe und die völlig entspannte Atmosphäre bei herrlichen 35 Grad Celsius in der Hängematte. Haben viel Zeit zu lesen, Bilder zu schauen, Tagebuch zu schreiben oder mal kleine Reparaturen durchzuführen und checken unseren Landcruiser. Aber ehrlich gesagt, den Großteil der Zeit vertrödeln wir einfach, sitzen am Strand, schauen den Fischern zu und schlemmen dann abends den frisch gefangenen catch of the day. Herrlich! Eigentlich wollten wir nur zwei oder drei Tage hier verbringen, am Ende sind es zwei Wochen geworden. Fast fünfunddreißig Jahre Reisen wir jetzt gemeinsam und dies ist für uns einer der schönsten Orte der Welt die wir je besucht haben!

Kilimandscharo

Blick auf den Kilimandscharo
Blick auf den Kilimandscharo

Das nächste Ziel auf unserer Reiseroute, gilt als eines der absoluten Höhepunkte Afrikas, der Kilimandscharo. Vorher aber wollen wir noch auf halbem Wege eines unserer Patenkinder besuchen. Jedoch gestaltet sich der kurzfristige Besuch, trotz vorheriger Planung und Rücksprache mit der Hilfsorganisation in Deutschland so kompliziert, so dass uns das Treffen seitens der Behörden vor Ort, verwehrt wird.

Deutlich schneller als erwartet erreichen wir Moshi, die Stadt unterhalb des Kilimandscharo. Sie ist der Ausgangspunkt für Touren in den Nationalpark und natürlich auch für die Bergtouren auf den Gipfel. Ursprünglich hatte ich eine einwöchige Besteigung des Kili geplant, entschließe mich aber nun dagegen, denn es herrscht Regenzeit. Das bedeutet, dass der Gipfel ist ständig in Regenwolken eingehüllt ist und in den Höhenlagen Schnee fällt. Auch bin ich zurzeit nicht wirklich in der körperlichen Verfassung eine Besteigung in Angriff zu nehmen. Laut unserer Navi-Software (tracks4africa) gibt es einen schönen Campingplatz in Marungo am Hang des Kili, in unmittelbarer Nähe des Süd-Ost-Eingang zum Nationalpark. Dieser liegt auf circa 1.600 Meter Meereshöhe und beschert uns die erste »kalte« Nacht mit Temperaturen von unter 20 Grad. In den Wochen davor sind die Temperaturen kaum einmal unter 30 Grad gefallen.

Abends beginnt es leider wieder zu regnen und somit bleibt uns der Blick auf den höchsten Berg Afrikas mit seinen 5.895 Metern verwehrt. Am nächsten Tag in der Früh haben wir Glück, auch wenn nur für ganz kurze Zeit, den Kili mit seinem Gipfel, den Uhuru Peak, ohne Wolken sehen zu können. Wir umfahren den Park und können uns trotz der nun wieder aufgezogenen Wolken am Berg, an dem Blick und der tollen Landschaft nicht satt sehen.

Weiter führt uns unsere Route in Richtung Westen, nach Arusha, dem Ausgangspunkt zu den beiden berühmten Nationalparks Ngorongoro und Serengeti. Die Ankunft ist ernüchternd. Von einer Stadt die das Zentrum des Tourismus Tansanias sein soll und nach Daressalam der zweitwichtigste Wirtschaftsstandort ist, haben wir uns deutlich mehr versprochen. Der Verfall der Stadt ist deutlich zu erkennen, rückgehender Tourismus und damit einhergehender Investitionsstau dürften sicher die Hauptgründe für diesen mangelhaften Zustand sein.

Ngorogoro und Serengeti

Wir erreichen den Ngorongoro-Nationalpark über Karatu von der Ostseite. Dieser liegt in einem erloschenen Vulkanberg, bei dem die Kraterseitenwände eingestürzt sind. Die Kaldera befindet sich auf einer Höhe von circa 1.700 Meter und hat einen Durchmesser von bis zu 21 Kilometer! Die Kraterwände haben eine Höhe von bis zu 600 Meter, erreichen folglich eine Meereshöhe von bis zu 2.300 Meter. Der Park beherbergt auf die Grundfläche betrachtet, die größte Wildtierpopulation Afrikas.

Professor Bernhard Grzimek, der mit seinen Berichten schon Ende der 1950er Jahre zur Popularität und dem Schutz beider Parks beigetragen hat, bezeichnete ihn als das achte Weltwunder. Zu Recht! Eine Ringstraße verläuft direkt auf dem Kraterrand entlang und da wir uns in unmittelbarer Nähe zum Äquator befinden, fahren wir stellenweise durch einen unwirklichen tropischen Bergwald, sowie durch Busch- und Heideland. Immer wieder öffnet sich die Landschaft und gibt einzigartige Blicke in den Krater frei, auf große Herden von Gazellen, Gnus, Büffeln und Zebras. Wir verbringen Stunden mit der Umrundung. Obwohl wir schon vorher viele Parks besucht haben, kommen wir aus dem Staunen nicht mehr raus. Wer möchte, kann übrigens auch in die Kaldera hinabfahren, natürlich gegen zusätzliche Gebühren.

Die Zeit drängt, da wir den Park leider verlassen müssen. Wir fahren weiter in Richtung Serengeti-Nationalpark. Kurz nachdem wir den Park verlassen haben, laufen uns völlig überraschend Dromedare vor die Kamera. Beide Parks sind miteinander durch eine Piste verbunden, allerdings erweist sich diese als übelste Schotterstrecke. Wie so oft, müssen wir wieder einmal den Luftdruck in den Reifen verringern. Wirklich ungern verlasse ich das so vermeintlich sichere Auto, befinden wir uns doch in einer Region die bekannt ist für viele Großkatzen. Also schnell raus, Luft ablassen und weiter geht es!

Schließlich erreichen wir abends den Serengeti kurz bevor der Eingang in den Park geschlossen wird. Wir fahren in unser Camp und der übliche Ablauf aus Umräumen unseres Landcruisers und Abendessen kochen, läuft nach vielen Monaten routinemäßig ab. So sitzen wir anschließend in der Abenddämmerung und genießen unseren Sundowner.

Nach Sonnenuntergang sind Löwen zu hören und kurze Zeit später können wir ein Hyänen-Rudel durch das offene Camp streifen sehen. Für uns das Zeichen, uns in unseren Allradler zurückziehen, schließlich wollen wir am nächsten Tag zum »early morning drive« fit sein.  Der Morgen beginnt um fünf Uhr. Nachdem wieder alles Startklar ist, cruisen wir durch den Serengeti. Der Großteil der Besucher, die in diesen Park kommen sind Pauschaltouristen. So befahren sie hauptsächlich Ecken des Parks, in der Nähe ihrer Lodges. Folglich gehört uns abseits dieser der Park ganz alleine.

Wir fahren einen ganzen Tag durch die Savanne ohne auf ein anderes Fahrzeug zu treffen. Eine herrliche Stille, die beeindruckende Tierbeobachtungen ermöglicht. So bekommen wir nochmals die gesamte Artenvielfalt vor die Linse. Wir treffen auf riesige Gnu- und Zebraherden, sehen Rhinos, Elefanten, Giraffen, Löwen. Für uns immer wieder aufs Neue ein begeisterndes Erlebnis, all die Wildtiere in ihrem freien Lebensraum beobachten zu können.

Am Victoriasee

Lüsses Toyota Landcruiser
Lüsses Toyota Landcruiser

Wir verlassen den Park im Westen und kommen nach wenigen Kilometern an den Viktoriasee, wobei die Bezeichnung See aus der Sicht des Betrachters etwas eigenartig wirkt. Durch die immens große Fläche des Sees, die Grundfläche entspricht in etwa der Bayerns, dem starken Wind werden so hohe Wellen aufgebaut, dass man eher das Gefühl hat an der Küstenlinie eines Meeres zu stehen. Wir verbringen noch einige Tage am Lake Victoria und gönnen uns natürlich auch den obligatorischen Victoriabarsch, übrigens super lecker, bevor wir unsere Reise in Richtung Norden, fortsetzen.

Fazit

Carsten und Elke
Carsten und Elke

Tansania ist nach unseren Erfahrungen eines der schönsten und attraktivsten Länder Afrikas, die wir auf unserer Reise besucht haben. Die Mischung aus beeindruckender Landschaft, Tierwelt und Herzlichkeit der Menschen macht es zu einem Muss auf einer Reise durch diesen Kontinent. Verschließen kann und sollte man die Augen allerdings nicht vor der zum Teil bitteren Armut und den finanziellen Problemen, aber wir glauben, dieses Land und seine Menschen hätten mehr Touristen verdient.

Im Gegensatz zum südlichen Afrika sind die Eintrittspreise in Tansania extrem hoch und so gaben wir für die mehrtägigen Besuche in beiden Parks mit Übernachtungen in völlig runtergekommenen Camps, über 800 US-Dollar aus. Aber es war jeden Cent wert und so würden wir jedem raten auf diese beiden Parks nicht zu verzichten. Wir hätten auch noch gerne mehr von Tansania gesehen und auch andere Parks besucht, aber wir wären zeitlich, wie auch mit unserem begrenzten Budget an unsere Grenzen gestoßen.

Ein Thema mit dem sich jeder Reisende mit eigenem Fahrzeug auseinandersetzen muss:                   Die ständigen nervigen Polizeikontrollen! Es werden Papiere und Fahrzeug gescheckt, man ist entweder zu schnell gefahren oder aber hat sonst irgendein Verkehrsdelikt begangen und wenn sich bis dato immer noch nichts gefunden hat, so denkt man sich halt was aus! Und selbstredend wird man keine Quittung erhalten! Es ist halt ein ständiges Palaver und es kostet immer Zeit.

Elke und ich haben morgens, bevor wir losgefahren sind, immer gewettet in wie viele Kontrollen wir am heutigen Tag kommen. Unser Tagesrekord lag bei 21! Ein Südafrikaner, den wir unterwegs trafen sagte zu uns: »In Tansania sind Touristen ein ATM auf zwei Beinen!« Ach ja, wir haben kein einziges Mal gezahlt!

Generell gilt natürlich, der schwarze Kontinent und Europa sind so verschieden. Wer in Ostafrika als Individualreisender unterwegs sein möchte, muss einen großen Teil seiner europäischen Vorstellungen über Bord werfen und sich einfach auf diese Länder einlassen. Ein afrikanisches Sprichwort sagt: Ihr Europäer habt die Uhren, wir Afrikaner haben die Zeit! Das können wir bestätigen.   

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